Jungius-Preisträger des Jahres 2024
(v.l.n.r.) Rektorin Prof. Dr. Elizabeth Prommer, Dr. Kristina Kähm, Dr. Wiebke Radlof, Prof. Dr. Alfred Leder (Vorsitzender der Jury der GFUR)
(Foto: ITMZ der Universität Rostock)
Nicht anwesend war Herr Dr. Hannes Kaddatz: :
(Quelle: privat)
Frau Dr.-Ing. Wiebke Radlof beschäftigte sich im Rahmen ihrer Dissertation mit der mechanischen Stabilität poröser Titanstrukturen. Diese Strukturen werden mittels additiver Fertigung hergestellt. Hierzu werden 3D-Druckverfahren eingesetzt, bei denen metallische Werkstoffe, in dieser Arbeit waren es Titanlegierungen, schichtweise aufgetragen werden. Durch dieses Fertigungsverfahren lassen sich unterschiedliche Grade der Porosität des Werkstoffs einstellen. Die Porosität unterstützt das Einwachsen des Implantats in den umgebenden Knochen, gleichzeitig wird ein Stress-Shielding weitgehend vermieden, wodurch der Knochenabbau reduziert wird. Wesentliche Ziele der vorgelegten Dissertation war die Ermittlung des Grenztrag- und Ermüdungsverhaltens einer porösen Hüftendoprothese. Neben einachsigen Zug- und Druckbeanspruchungen wurden zusätzlich auch Biege- und Torsionsbelastungen mittels experimenteller und Finite-Element Methoden analysiert. Die eingereichte Arbeit hat so die Basis für die Beurteilung der mechanischen Zuverlässigkeit poröser Hüftendoprothesen gelegt.
Herr Dr. med. Hannes Kaddatz hat eine Promotionsarbeit verfasst mit dem Titel “Die Rekrutierung peripherer Immunzellen in einem toxischen Multiple Sklerose Tiermodell“. Er konnte zeigen, dass zentrale Zellen der Autoimmunität, sogenannte T- und B-Lymphozyten, durch degenerative Prozesse in das Gehirn „gelockt“ werden und dort zusammen mit Mikrogliazellen den neuronalen Schaden vorantrieben und verstärken. Er untersuchte diese Phänomene in geeigneten Tiermodelle und in Proben verstorbener Patienten. Eine präzise Phänotypisierung dieser Zellen im Tiermodell und im Menschen ist essenziell zur Entwicklung neuer, innovativer therapeutischer Ansätze. Teile seiner Arbeit fertigte Herr Dr. Kaddatz in der Pathologie der VU in Amsterdam an, um so nachhaltig zur Weiterentwicklung des Standortes Rostock beigetragen. Die Ergebnisse seiner Dissertation hat er in drei Artikel in sehr guten internationalen Fachzeitschriften publiziert, darüber hinaus verfasste er im Rahmen seiner Promotion noch vier Konferenzbeiträge.
Die Dissertationsschrift von Dr. phil. Kristina Kähm besteht aus einer kritischen Neuedition der altenglischen Admonition to a Spiritual Son, die von Ælfric, dem wichtigsten angelsächsischen Schriftsteller der Zeit um 1000 n. Chr., aus dem Lateinischen übersetzt wurde. Die Arbeit präsentiert dieses wichtige Zeugnis christlicher Frömmigkeits- und Gelehrtenkultur zum ersten Mal in der Forschungsgeschichte in einer Fassung, die sich sehr nah an dem überlieferten Text und den darin enthaltenen Spuren des Gebrauchs orientiert. Außerdem wird die Admonition durch eine Übersetzung ins moderne Englisch und eine umfangreiche Einleitung vorbildlich für die Gegenwart erschlossen. Ein wichtiges Merkmal der Neuausgabe ist, dass sie unter der Zuhilfenahme digitaler Techniken erstellt wurde und aus diesem Grunde eine problemlose Nachnutzung ermöglicht. Die von Kristina Kähm vorgelegte Verbindung aus Philologie und Digitalisierung ist so überzeugend, dass die an der Universität Toronto angesiedelte Arbeitsstelle zum Dictionary of Old English die Aufnahme ihres Admonition-Textes in das Dictionary of Old English Web Corpus in Aussicht gestellt hat. Die Rostocker Dissertation wird damit in die weltweit führende und mit einem hohen wissenschaftlichen Renommee ausgestatte Datenbank zu den altenglischen Textzeugnissen integriert.
Die Festrede hielt Frau Dr. Kristina Kähm: